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10 - Das Klostergebaude von Santa Caterina

Das Dominikanische Klostergebäude von Santa Caterina wurde im Jahre 1359 von der Familie Del Carretto gegründet, als Familienkirche für die Familienbestattungen.
Die mittelalterliche Kirche hatte eine rechteckige Struktur, in drei Schiffen aufgeteilt, die durch Spitzbögen mit einfachen Kapitellen aus Pietra del Finale getrennt sind. Sie endeten in ein Presbyterium und in zwei rechteckige Seitenkapellen nach lombardischer Tradition, von Kreuzgewölben bedeckt und linear an der Wand angereiht. An der Auβenmauer schmale Lesenen aus Pietra del Finale betonen die Giebelfassade, die nach Osten orientiert ist, Richtung Platz und Ortzentrum. In der extremen Linearität der Struktur, in der Einfachheit der Volumen und in der Wesentlichkeit der dekorativen Elementen kann man die Tradition der Architektur der Bettelorden erkennen, denen die dominikanischen Predigtmönche gehörten, die die Kirche seit ihrer Gründung im Jahre 1864 amtierten.
Große verlängerte Einzellichtfenster gingen auf die Südseite und die Apsis. Der äußere Teil zeigt immer noch verflochtene Rundbögen aus Backstein, mit roten Fleckchen, Kreuzchen und Sternchen auf einem Terrakotta-Fliesen imitierenden Rahmen.
Auf der Südseite befanden sich beide Eingänge. Der größere Eingang, bekannt als das "Tor der Frauen", ist Teil eines spätgotischen Portals, dessen Pfosten aus schlanken auf schräger Basis stehenden Säulchen bestehen und Kapitellen mit hakenförmigem Laub mit Köpfen und Tieren, die auf eine romanische Tradition zurückzuführen sind. Unter dem Bogen des Portals wurde ein Architrav aus Pietra del Finale mit dem Agnus Dei zwischen zwei Wappen der Familie Del Carretto, von Blumen und Distelblättern getrennt.
Das kleinere „Portal der Männer" ist dagegen mit einem Fresko der Jungfrau Maria und Santa Katherina an der Seite dekoriert und es steht in der Mitte des Spitzbogens eingesetzt mit einem verzierten Kreuz in Relief.
Zwischen Ende des 15. und Anfang des 16.Jahrhunderts wurden beide Klöster-Gebäude gebaut nach dem architektonischen Modell aus der Lombardei, mit offener Loggia in den oberen Etagen. Vieles davon ist Carlo Domenico del Carretto zu verdanken, der zum Kardinal durch den Papst Julius II. im Jahre 1505 ernannt worden war und der im Jahre 1514 in Rom starb. Sein Wappen steht auf einigen der ersten Kapitellen im ersten Kreuzgang des Klosters.
Der erste Kreuzgang hat eine Reihe von Kapitellen im klassischen Stil mit stilisierten Akanthus-Blättern und Voluten, mit verschiedenen Wappen der Familie Del Carretto dekoriert. Ein offenes Atrium mit Gewölben, die von einer zentralen Säule getragen werden, wobei sich auch Wappen der Bischöfe auf der Kapitelle befinden. Das verband den Kreuzgang mit der Kirche.
Der zweite Kreuzgang hat mehr archaisierende Kapitellen auf der östlichen Seite, während die übrigen Seiten hauptsächlich mit religiösen, weltlichen, heraldischen Motiven und Blumenschmuck verziert sind Nach der dynamischen und intensiven Zeitspanne im geistlichen und künstlerischen Bereich, die im Kloster von Finale zwischen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts herrschte, erlebte die Anwesenheit der Dominikaner einen allmählichen Rückgang, auch auf Grund der schwierigen Ereignisse in der 2. Hälfte des 16. Jhs in der Gegend von Finale.
Trotz wiederholter Eingriffe durch den Ausbau und die Erneuerung der monastischen Räume verschärfte sich diese Krise in den folgenden Jahrhunderten. Das geschah wegen des Aufgebens der Schirmherrschaft des Marquis und der Einschränkung der Aufgabe der alten Bettelorden, da neue und dynamischere Ordensgemeinschaften entstanden.
Der endgültige Zusammenbruch des Klosters wurde mit der Ankunft der Truppen Napoleons und die Enteignung seines Eigentums zugunsten der Provisorischen Regierung der Ligurischen Republik im Jahr 1798, die das Kloster zu einer Kaserne, einem Lazarett und Gefängnis verwandelten.
Mit der Wiederherstellung von Savoyen im Jahr 1825 übernahmen die Dominikaner den Besitz des Klosters wieder. Aber man hielt die alte Kirche nicht mehr im Einklang mit der Zeit und man entschloss eine radikale Modernisierung nach dem Projekt des Architekten Domenico Porro, aus Finale stammend, der die Apsis änderte und das Gebäude in einen einzigen Raum verwandelte, indem er die mittelalterlichen Kolonnaden abbaute.
Die neue Kirche wurde etwa mehr als 30 Jahre lang genützt. Die einheitliche Politik in kirchlichem Bereich führte im Jahre 1864 zur endgültigen Aufhebung des Klosters mit der Zwangsumsiedlung der Dominikaner. Anlässlich dieser Fakten wurden viele Einrichtungsgegenstände und Altäre in die Pfarrkirche San Biagio überführt.
Schließlich wurde das ganze Gebäude zu einem Gefängnis verwandelt und es blieb so bis 1964. Aus der Gefängniszeit sind die Strafzellen erhalten geblieben und sie sind im Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert immer noch zu besichtigen.
Zwischen 1992 und 2001 wurde das Gebäude komplett restauriert.
Die Kirche, die seitdem nur in den Volumen aus dem 19. Jahrhundert anwesend war, ist heutzutage zu einem Kongresszentrum und Auditorium geworden.
Die obere Etage des Klosters, innerhalb der zwei Kreuzgänge, beherbergt das Archäologische Museum von Finale, das sich in den langen Fluren ausbreitet, genau wo sich die Zellen der Mönche befanden, deren Türen mit Bildern aus dem 17.-18. Jahrhundert mit dominikanischen Figuren dekoriert waren.
Ein Flügel des Gebäudes auf der westlichen Seite des Platzes wird als Ausstellungsfläche des Oratorio de' Disciplinanti verwendet. In der "Halle der Bögen" im Erdgeschoss gibt es Spuren eines mittelalterlichen Freskos, während die Zimmer in den oberen Etagen ihre ursprüngliche Atmosphäre bewahrt haben, als sie als Typografie und Weberei des Gefängnis bestimmt waren.